PM: Projekt Winterberg in Schierke ist wirtschaftspolitisch unsinnig

Wir brauchen für den Harz eine Tourismuskonzeption, die die gesamte Region und die anstehenden Entwicklungen in den Blick nimmt. Das Projekt Winterberg ist dafür erkennbar nicht geeignet. Während für Hochgebirgslagen unter 2000 Metern heute aufgrund des Klimawandels keine Zukunft mehr für Skigebiete gesehen wird, wird im Harz versucht auf 700 Metern noch eine Großinvestition umzusetzen. Das ist wirtschaftlich nicht sinnvoll.

12.04.17 –

Der wirtschafts- und tourismuspolitische Sprecher der bündnisgrünen Landtagsfraktion, Olaf Meister, meldet Zweifel am Sinn des Winterbergprojekts in Schierke an und fordert einen Plan B für die touristische Entwicklung:

Tourismuskonzept für den Harz die den Klimawandel beachtet

"Wir brauchen für den Harz eine Tourismuskonzeption, die die gesamte Region und die anstehenden Entwicklungen in den Blick nimmt. Das Projekt Winterberg ist dafür erkennbar nicht geeignet. Während für Hochgebirgslagen unter 2000 Metern heute aufgrund des Klimawandels keine Zukunft mehr für Skigebiete gesehen wird, wird im Harz versucht auf 700 Metern noch eine Großinvestition umzusetzen. Das ist wirtschaftlich nicht sinnvoll.

Durchschnittliche Frost- und Schneetage gehen zurück

Der Klimawandel trifft auch Schierke. Von 1947 bis 2015 ist die Zahl der durchschnittlichen Frosttage in Schierke um 15 %, die Zahl der durchschnittlichen Schneetage um 18 % zurückgegangen, wie sich aus einer Antwort der Landesregierung auf meine Kleine Anfrage ergibt (KA 7/254). Diese Entwicklung wird anhalten und sich eher beschleunigen. Auch zukünftig wird es im Harz noch richtige Wintertage und Schnee geben, ihre Zahl wird aber abnehmen. Damit nehmen auch die Möglichkeiten ab, dass sich die geplanten erheblichen Investitionen amortisieren."

Positive Entwicklung bei den Übernachtungszahlen

Meister sieht negative Auswirkungen der Investition auf den Tourismusstandort Schierke: "Problematisch ist dabei, dass die beabsichtigten deutlichen Eingriffe in das Landschaftsbild, den Tourismusstandort Schierke ganzjährig belasten und auch nach einem etwaigen wirtschaftlichen Scheitern des Betriebs bestehen bleiben. Gerade die Region Harz hat mit gescheiterten touristischen Großprojekten durchaus ihre negativen Erfahrungen gemacht, die Auswirkungen für Schierke wären aber katastrophal." Die Bündnisgrünen sorgen sich um die zukünftige Struktur Schierkes: "Die Übernachtungszahlen in Schierke sind zwischen 1993 und 2015 von 106.000 auf über 187.000 und somit um 76 % gestiegen. Die Bettenzahl stieg von 751 auf 1315 (+ 75 %). Bei Ferienwohnungen verfünffachte sich die Zahl allein zwischen 2004 und 2015, wobei nur Anbieter gezählt wurden, die überhaupt mehr als 10 Betten anbieten. Die tatsächlichen Zahlen werden daher noch höher liegen.

Wohnraum für zum Urlaubsquartier

Der Bevölkerungsschwund Schierkes dürfte, wie in anderen touristischen Regionen auch, zu einem erheblichen Teil auch auf der Umwandlung von Wohnraum in kleine Urlauberquartiere beruhen. Mit 325 Übernachtungen je Einwohner hat Schierke Besucherzahlen, die ihres gleichen suchen und wirtschaftlich eigentlich auskömmlich sind. Zum Vergleich: die bekannten Tourismusdestinationen Oberwiesenthal (218), Oberhof (258), Norderney (246) und List auf Sylt (160) kommen auf deutlich geringere Zahlen." "Der richtige Weg liegt nicht darin die Besucherzahlen beliebig zu steigern. Im Zusammenhang mit dem Winterbergprojekt geht man vom Ziel 450.000 Übernachtungen in Schierke aus, will also die jetzigen Zahlen nochmals mehr als verdoppeln. Hinzu käme eine wohl ähnliche Steigerung bei den nicht mitgezählten Tagestouristen. Den Charakter Schierkes wird das völlig verändern - nicht zum Guten.

Entwicklung muss den Klimawandel berücksichtigen

Das wirtschaftliche Ziel müsste sein, die Wertschöpfung pro Besucher zu erhöhen und auch andere Standorte im Harz zu stärken. Da erweist es sich als großer Fehler, dass die Stadt Wernigerode am Nationalpark lieber auf Beton setzt und z.B. das Traditionshaus Heinrich-Heine dem Verfall preisgegeben wurde. Ähnliche Fehler passieren gerade auch andernorts im Harz, wie der Zustand des Heimes Fritz Heckert in Gernrode beispielhaft belegt. Die erheblichen planungsrechtlichen Probleme vor denen das Projekt Winterberg außerdem steht, lassen eine Umsetzung jedoch ohnehin als ausgesprochen fraglich erscheinen. Wir brauchen daher einen Plan B für die Ortsentwicklung von Schierke, aber eben auch darüber hinaus, der von einer Nichtumsetzung dieses Projekts ausgeht und auf die Stärkung der vorhandenen Potentiale setzt."

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