Grüne Jugend - Unterstützung der Bildungsreise nach Bosnien-Herzegowina

SPENDE 200 €

15.05.23 –

Olaf Meister hat die Bildungsreise der Grüne Jugend aus Halle, Leipzig und Chemnitz unterstützt.

Reisebericht Bosnien und Herzegowina

Einleitung und Ziel der Reise

Im Mai 2023 sind wir als Mitglieder der Ortsgruppen der Grünen Jugend Leipzig, Halle, Erfurt und Jena nach Bosnien-und-Herzegowina gefahren. Die 10-tägige Fahrt war als Bildungsreise konzipiert, mit dem Ziel,  gemeinsam mit unterschiedlichen NGOs, Stfungen und Gedenk-stäten in Kontakt zu treten und in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunf des Balkans am Beispiele Bosnien und Herzegowina einzutauchen. Dabei wollten wir insbesondere Schlüsse für unsere politsche Arbeit ziehen.

Vorbereitung der Reise

Die Vorbereitung der Reise begann im Sommer 2022. Eine Gruppe von Organisator*innen aus drei Personen traf sich in einem zweiwöchigen Rhythmus, um die Reise selbst, als auch die thematsche Vor- und Nachbereitung zu planen. Dabei konnte die Organisator*innen aus den Organisatonserfahrungen  einer  Bildungsreise  nach  Auschwitz  Birkenau  im  Mai  2022 profteren.  Aus  dem  Selbstverständnis  der  Gruppe,  als  basisdemokratscher  Zusammen-schluss  wurden  inhaltliche  und  organisatorische  Fragen  immer  wieder  mit  dem  Kreis  der Interessierten und später den Teilnehmenden abgestmmt. Zudem bestand die Möglichkeit, sich als teilnehmende Person aktv am Planungsprozess zu beteiligen.

Die inhaltliche Vorbereitung bestand aus zwei Trefen im April und Mai. Beim ersten Trefen fand  ein  erstes  Kennenlernen  der  Teilnehmenden  stat.  Es  wurde  sich  über  Erwartungen ausgetauscht,  der  eigene  Kenntnisstand  reflktert  und  der  Reiseplan  besprochen.  Im Anschluss  wurde  der  Film  „Quo  Vadis,  Aida?“  (Jasmila  Žbanić,  2020)  geschaut  und nachbesprochen.  Das  zweite  ganztägige  Vorbereitungstrefen  wurde  von  Dušan  Hajduk-Veljković  geleitet,  einem  Dozenten  an  der  Martn-Luther-Universität  Halle-Witenberg.  Es diente dazu, sich mit den historischen Hintergründen des Balkans und des Bosnienkrieges auseinanderzusetzten  und  das  bestehende  Wissen  zu  vertefen.  Die  freundliche Bereitwilligkeit des Workshopleiters Dušan die Fragen der Teilnehmenden zu beantworten und seine eigenen Erfahrungen einzubringen, bereicherte den Austausch sehr.

Die  beiden  Vorbereitungstrefen  und  die  Nutzung  verschiedener  Methoden  wie  ofenen Austauschrunden,  dem  Filmabend,  dem  interaktven  Workshop  mit  Rollenspielelementen, Vorträgen  und  Quellenarbeit  sowie  der  Empfehlung  weitergehender  Ressourcen  hat maßgeblich  dazu  beigetragen,  die  Teilnehmenden  inhaltlich  und  emotonal  auf  die  Reise vorzubereiten.

Durchführung der Reise

Die Bildungsreise nach Bosnien-Herzegowina hat erfolgreich statgefunden. Um sich während der Reise gegenseitg emotonal zu unterstützen, haben wir ein „Buddy-System“ eingeführt. Dabei wurden Zweierteams gelost, die sich bei Bedarf über das Erlebte unterhalten konnten. Aus unserer Praxis bei der Grünen Jugend haben wir das Konzept des Awareness Teams auch auf diese Reise übertragen. Ziel ist es, dass ein kleiner Kreis an Teilnehmenden ein besonderes Augenmerk auf die sozialen Interaktonen hat und im Zweifel als Ansprechperson bei jeder Art von Vorfällen reagieren oder eingreifen kann. Glücklicherweise gab es keinen Bedarf, für das Awareness Team aktv zu werden.

Unser Reiseplan war trotz geplanter Pausen sehr straf organisiert, mit dem Ziel, in der Zeit vor Ort viele Erfahrungen und Eindrücke sammeln zu können. Als Organisatonsteam haben wir den  Teilnehmenden  ofengelassen,  an  jedem  der  Programmpunkte  teilzunehmen.  Bis  auf wenige Ausnahmen haben alle Teilnehmenden an allen Programmpunkten teilgenommen. Bei der Organisaton einer zukünfigen Reise wäre es ratsam, etwas mehr freie Zeit einzuplanen, um so die Eindrücke besser verarbeiten zu können und den Austausch in Kleingruppen oder der großen Gruppe gezielter initieren zu können.

Die  ersten  Reisetage  dienten  dazu,  Sarajevo  und  Bosnien  und  Herzegowina  besser kennenzulernen und die Kenntnisse zu vertefen. Dabei unternahmen wir unter anderem einen Stadtrundgang  durch  Sarajevo,  nahmen  an  einem  Workshop  des  Forum  ZFD  mit  dem thematschen Schwerpunkt „Erinnerungskultur“ teil und besuchten das Historische Museum von  Bosnien  und  Herzegowina  sowie  die  Galerie  11/07/95  zu  Srebrenica.  Mit  dem gewonnenen Wissen fuhren wir am fünfen Reisetag nach Srebrenica, wo wir an einer Führung des Memorial Centers teilnahmen und das Gelände durch die Teilnehmenden selbstständig erkundet wurde. In Srebrenica hat während des Jugoslawienkrieges ein Völkermord an den bosnischen  Muslimen  statgefunden.  Für  viele  Teilnehmende  war  der  Besuch  der Gedenkstäte und dem Museum eine sehr emotonale Erfahrung, die auch die Tage danach noch viel diskutert wurde.

In den folgenden Tagen beschäfigten wir uns mit dem religiösen Leben in Sarajevo und der Region sowie der Politk von heute. Wir besuchten dafür die Gazi-Husrev-Beg-Moschee,  die  Kathedrale  der  serbisch-orthodoxen  Kirche  sowie  die  jüdische Gemeinde und erlangten einen Einblick in das vielfältge Leben von Sarajevo. Im Anschluss besuchten wir ein Workshop der Organisaton Youth for Peace über interkulturellen Dialog und sprachen mit Judith Brand, der Leiterin der Heinrich-Böll-Stiftung in Sarajevo, über die aktuelle politsche Situaton in Bosnien und Herzegowina. Abgerundet wurden die Eindrücke mit dem Besuch der Manifesto Galerie, in der wir mit einer der Gründer*innen Adna Muslija sprachen.  Sie  ermöglichte  uns Einblicke  in  die Perspektien  junger  Menschen  auf  aktuelle Debaten in Land. Am achten Reisetag unternahmen wir einen Ausflg nach Travnik, wo ein Stadtest in Kooperaton mit der Partnerstadt Leipzig statand. Durch das sehr kurzgehaltene Programm an diesem Tag konnten wir die letzten Tage nochmal auf uns wirken lassen und Travnik erkunden.

Den Abschluss der Reise bildete ein Gespräch mit Nenad Veličković und Melisa Forić über das bosnische Schulsystem. Beide lehren an der Universität Sarajevo. In dem Gespräch wurde die ethnische Trennung des Schulsystems beleuchtet, welches unter dem Begriff„zwei Schulen unter einem Dach“ bekannt ist. Am Abend wurde die Reise mit einer Austauschrunde innerhalb der Reisegruppe abgeschlossen. Das Land gemeinsam einer 20-köpfien  Reisegruppe  zu  erleben  und  damit  die  Möglichkeit  zu  haben  sich  mit  den Teilnehmenden und auch dem jeweiligen „Buddy“ austauschen zu können, hat die Reise sehr besonders gemacht.

Nachbereitung der Reise

In der Feedbackrunde vor der Heimreise, sprachen die Teilnehmenden davon, dass sie die Reise insgesamt als sehr bereichernd empfunden haben. Ebenso waren alle sehr dankbar für die Möglichkeit, viele neue Perspektven kennenlernen zu dürfen. Die Teilnehmenden waren von der Sichtbarkeit des Krieges in vielen Bereichen des bosnischen Lebens beeindruckt. Die Erfahrung unterstrich die Bedeutung des Friedens und ermutgte sie, sich dafür einzusetzen. Ebenso erkannten sie, dass Stabilität nicht immer positv zu bewerten ist und hinterfragten, welchen Preis Stabilität hat, da viele Konflite in der Region noch nicht aufgearbeitet wurden. Die Reise ermöglichte neben dem angeeigneten Wissen über Bosnien-und-Herzegowina und den Balkan auch ein emotonales Lernen, das tefe Eindrücke hinterließ. Die Reise regte die Teilnehmenden  zudem  an,  ihre  eigenen  Privilegien  im  Zusammenhang  auf  Staaten  und Natonalitäten zu überprüfen. Der Wunsch vieler Teilnehmenden ist es, sich weiter mit den Themenkomplexen der Reise zu beschäfigen und die Eindrücke und das Wissen der Reise in weiteren Gruppen und Kreisen zu verbreiten.

Während  der  Reise  hat  eine  Teilnehmende  mit  Unterstützung  der  Gruppe  ein  virtuelles Reisetagebuch in Form von Instagram Stories geführt. Am Ende von jedem Tag wurde eine Zusammenfassung  der  Aktvitäten  mit  persönlichen  Eindrücken,  sowie  Fotos  und  Videos geteilt. Alle Teilnehmenden konnten zu diesem Reisetagebuch beitragen, beispielsweise durch Einsenden von Fotos oder Zitaten. Das Teilen über Instagram hat es uns erlaubt, für uns als Gruppe  eine  Sammlung  an  Eindrücken  zu  schafen  und  diese  gleichzeitg  auch  an  unser politsches und soziales Umfeld zu tragen.

Zur Nachbereitung der Reise haben wir zwei Woche nach der Rückkehr an einem Sonntag-nachmitag die zehn Tage ausgewertet. Die Teilnehmenden konnten sich mit etwas zeitlichem Abstand  zu  der  Reise  noch  einmal  dazu  austauschen,  wie  sie  die  letzten  zwei  Wochen  in Deutschland  bisher  empfunden  haben,  welche  Gespräche  sie  in  der  Zwischenzeit  geführt haben und welche neuen Fragen gegebenenfalls aufgekommen sind. Auch, wenn die Reise sehr unterschiedliche Eindrücke hinterlassen und Fragen aufgeworfen hat – in einem Punkt sind sich alle einig: Das Format einer Bildungsreise eröffet neben dem inhaltlichen Lernen viele  neue  Ebenen,  die  aus  der  Ferne  nicht  zu  greifen  sind.  Das  Kennenlernen  von  dort lebenden  Menschen,  deren  Geschichten  und  das  Entdecken  der  Orte  mit  eigenen  Augen ermöglicht eine sehr viel nähere und intensivere Auseinandersetzung mit den behandelten Themen. Aus dem Grund war die Bildungsreise eine sehr bereichernde Möglichkeit, die sehr komplexe Situaton in Bosnien-und-Herzegowina ein wenig mehr zu begreifen.

Danksagung & Finanzierung

Die Reise hat vorrangig durch die Unterstützung Bündnisgrüner Mitglieder des Bundestages, der Landtage von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, des Kreisverbands Bündnis 90/Die Grünen Leipzig und von pangea netzwerk e.V. stattfden können. Die fnanzielle Förderung erlaubte  es  allen  Mitreisenden,  unabhängig  von  ihrer  ökonomischen  Lebenssituaton, teilzunehmen.  Zudem  danken  wir  dem  Ring  Politscher  Jugend  Sachsen  e.V.  für  die Finanzierung der Vor- und Nachbereitungstrefen. Des Weiteren bedanken wir uns bei allen weiteren Personen, die uns bei der Reise unterstützt haben.

 

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